GLASWAND
In der Praxis kennen wir zahlreiche Beispiele von Glaskonstruktionen. Nur selten wird aber das Glas als konstruktiver Bauteil in der Architektur herangezogen, der in diesem Falle die gesamte Last der Wand aufzunehmen hat. Für uns war es interessant, diesen Versuch zu unternehmen, sowohl das Eigengewicht der Glaswand als auch deren zusätzliche Beanspruchungen von dieser selbst tragen zu lassen.
Da dieses Experiment als Außenwand nicht realisierbar war, haben wir uns 
auf das Bauen im Inneren beschränkt. So wurde die geplante Selbsttragende 
Glaswand als 13 Meter langes Trennelement zwischen Bibliothek und Ar-
beitsbereich in den Räumlichkeiten der Abteilung Hochbau und Entwerfen 
vorgesehen. Äußere Beanspruchungen konnten wir dadurch ausklammern. 
Die Wand als Selbsttragende Konstruktion beinhaltet, dass diese für sich al-
lein stehend konstruiert wird und nicht durch Befestigungen mit der Decke 
oder Nachbarwänden verbunden ist. Der Querschnitt der Glaswand war auf-
grund des hohen Eigengewichts stark reduziert. Schnell wurde uns klar, dass 
eine lotrechte Ausführung aufgrund der Standhaftigkeit der Glaswand durch 
diese geringe Wandstärke und die dadurch gegebene Gefahr des Kippens be-
dingt nur eingeschränkt möglich war. Da wir von unserer Seite Rahmenhal-
terungen ausgeschlossen hatten, musste für die Konstruktion eine über eta-
blierte Bausysteme hinausgehende Lösung gefunden werden. Die weiteren 
Entwürfe sahen deshalb die Wand in zwei Krümmungen vor. Das dadurch 
gewonnene „formaktive System“ der zweifach gekrümmten Glasschale er-
zeugt die Eigenstabilität. Aus einem indifferenten und labilen Gleichgewicht 
wurde eine stabiles System. Die Krümmung der Wand hat darüber hinaus 
einen ästhetisch-gestalterischen Vorteil eingebracht, da die Glaskonstrukti-
on durch die Refl exion und Spiegelung weniger Abweichungen als „Une-
benheiten“ sichtbar werden lässt. Aus Sicherheitsgründen, mussten wir die 


